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Schnecken sind langsam – das ist bekannt. Aber sooo langsam??? Also, um Schnecken beim Sex zuzuschauen, braucht man extrem viel Geduld. Ihr fragt euch, wer auf die Idee kommt, Schnecken beim Sex zu beobachten? Also, äh, ich. Und das kam so:
Wenn Schnecken sich lieben …
Zufällig entdeckte ich, dass sich zwei Weinbergschnecken liebten – in meinem Garten. Ich war erst mal fasziniert, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen. Da aber nichts weiter passierte, als dass sie zusammenklebten, wurde mir bald langweilig und ich ließ sie wieder allein mit sich und ihren Vergnügungen. Als ich nach einer Stunde an derselben Stelle noch einmal vorbeikam, taten sie es immer noch! In unveränderter Stellung!
Langweilig? Von wegen! Schnecken-Sex ist äußerst spannend, wenn man erst mal weiß, was dabei abgeht. Bei der Schnecken-Paarung geschieht nämlich Unglaubliches und im Tierreich Einmaliges …
Die Sache mit dem Liebespfeil
Ach, wie romantisch könnte es sein, wenn man so viel Zeit für die Liebe hat wie die Schnecken… doch: bei Herrn und Frau Schneck geht es eher martialisch zu. Ein Pfeil spielt eine Rolle, eine Art Dolchstoß, manchmal wird einer der Sexpartner sogar verletzt.

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Ganz schön kompliziert, so eine Schnecke.
Landlungenschnecken sind Zwitter: Sie besitzen komplizierte Geschlechtsorgane mit sowohl weiblichen als auch männlichen Funktionen. Zum Genitalapparat gehört auch ein Pfeilsack, in dem ein Liebespfeil aus Kalk oder Chitin gebildet wird. Bis zu drei Zentimeter kann der lang sein!

Fuß an Fuß wird geliebt © picture-alliance/dpa
Treffen sich zwei Schnecken zum Liebesspiel, dann stellen sie sich Bauch an Bauch – oder genau genommen Fuß an Fuß – aneinandergelehnt auf. Und bevor es richtig ‚zur Sache‘ geht, stößt die eine Schnecke der anderen den Liebespfeil in den Körper. Wenn alles gut geht, steckt der dann im Fuß, manchmal aber auch im Kopf. Man hat lange gerätselt, was der Pfeil für eine Funktion hat. Heute weiß man:
Die Hormone mal wieder …!
Der Liebespfeil überträgt hormonhaltigen Schleim in den Körper des Partners. Das Hormon stimuliert die weiblichen Geschlechtsorgane: Die Öffnung erweitert sich und vom Hormon ausgelöste pulsierende Bewegungen sorgen dafür, dass die Spermien schnell und in großer Zahl in eine Art Spermien-Tasche gelangen. Hier werden sie aufbewahrt bis sie zur Befruchtung der Eier benötigt werden.
Zwitter: eine geniale Einrichtung
Der Aktionsradius einer Schnecke ist aufgrund ihrer langsamen Fortbewegung nicht groß. Und damit sind auch die Chancen, auf einen Partner zu treffen, gering. Da macht es Sinn, Zwitter zu sein: Denn trifft man/schneck tatsächlich auf einen Partner, dann kann man/schneck sich gleich gegenseitig befruchten – das Ergebnis ist doppelt so viel Nachwuchs als bei eingeschlechtlichen Tieren!
Endloser Sex?
Was wurde denn nun aus den verliebten Schnecken in meinem Garten? Ich hab nach zwei Stunden nochmals vorbeigeschaut – sie liebten sich immer noch … Mittlerweile habe ich mich informiert: Das Liebesspiel der Schnecken kann bis zu 20 Stunden dauern!
Wollt ihr mehr über Schnecken wissen? Dann hier noch zwei Tipps:
Bernhard Kastner beschreibt in seinem Tier-Blog-Beitrag, wie wunderschön Schnecken sein können: Schnecken – Schleimige Schönheiten
Ariane Huml begibt sich in ihrem radioWissen-Beitrag in die Welt der Zwitter: Die Schnecke – Zwitterwesen mit und ohne Haus
Der Beitrag Schnecken: Sex im Garten – aber wie!!! erschien zuerst auf Mensch und Tier.