Es ist wieder so weit: Die Zeit für ein ganz besonderes Spektakel, das ich mir kein Jahr entgehen lasse und das mich immer wieder aufs Neue beeindruckt: Die Glühwürmchen leuchten um die Wette!

Geheimnisvolles Leuchten von einem geheimnisvollen Tier © colourbox
Ab in die Büsche und Glühwürmchen bestaunen!
In den ersten wirklich lauen Sommernächten (meist um den Johannistag, 24. Juni, herum) lohnt es sich, im Dunkeln raus in die Natur zu gehen und nach den tanzenden Lichtlein – auch ‚Johanniskäfer‘ genannt – Ausschau zu halten. Wobei ‚Natur‘ auch mitten in der Stadt sein kann – in einem Park, an einem Fluss, in einem Friedhof … Nur dunkel muss die Stelle sein und Buschwerk oder einfach etwas Wildnis sollte dort sein. In München ist zum Beispiel der nördliche Englische Garten ganz besonders lohnend. Ihr müsst dazu nicht ins Dickicht kriechen, das Licht-Event ist ganz bequem vom Weg aus zu bestaunen. Eintritt gratis
Sind Glühwürmchen tatsächlich Würmchen?
Die meisten Glühwürmchen, zumindest die männlichen, können fliegen. Aber können Würmer fliegen? Nein, sagt mir mein Biologen- und Menschenverstand. Diese leuchtenden Würmchen sind eigentlich Käfer. Die treffendere Bezeichnung ist also ‚Leuchtkäfer‘. Weltweit gibt es etwa 2.000 Arten – drei davon kommen bei uns vor: der ‚Kleine Leuchtkäfer‘, der ‚Große Leuchtkäfer‘ und der ‚Kurzflügel-Leuchtkäfer‘.

Eindeutig ein Käfer: der ‚Große Leuchtkäfer‘ © picture-alliance/dpa
Wer leuchtet denn nun da? Und warum?
Faustregel: Wenn es fliegt und leuchtet, ist es ein männlicher ‚Kleiner Leuchtkäfer‘. Das sind nämlich bei uns die einzigen Käfermänner, die fliegen UND hell leuchten können. Die Weibchen aller drei Arten sind flugunfähig, können aber leuchten. Und wie man schon vermuten kann, dient das ganze Geblinke nur einer Sache: einen Partner anzulocken.

In China gibt es sogar einen eigenen ‚Firefly-Zoo‘: Glühwürmchen satt! © picture-alliance/dpa
Die fiesen Tricks der leuchtenden Käfer
Ganz perfide geht’s in Nord-Amerika zu: Da gibt es eine Leuchtkäfer-Art, die die Leuchtsignale einer anderen Leuchtkäfer-Art nachahmt. Letztere fallen darauf rein, lassen sich anlocken und werden dann von der ‚fiesen‘ Käferart verspeist. Apropos verspeisen: Die Larven der Glühwürmchen fressen Schnecken! Also freut euch doppelt, wenn’s in eurem Garten funkelt!

So sehen die Larven der Leuchtkäfer aus. Ihre Lieblingsspeise: Schnecken. (Hier eine Art, die auf der Iberischen Halbinsel vorkommt)
Leuchten – wie geht das?
Tja, das wüssten die Menschen gerne … Der biochemische Vorgang ist zwar schon bekannt, aber nachahmen können wir diese äußerst effiziente Art des Leuchtens noch nicht. Die Käfer haben am Hinterleib Leuchtzellen, in denen eine chemische Reaktion abläuft: Der käfereigene Naturstoff Luciferin reagiert unter Einfluss eines Enzyms mit Sauerstoff – dabei wird Energie in Form von Licht frei. Diese sogenannte Biolumineszenz beherrschen außer den Glühwürmchen noch einige andere Lebewesen wie Quallen, Krebse, Einzeller, Tintenfische, Bakterien. Nur der Mensch ist im Dunkeln immer noch auf eine Taschenlampe angewiesen

In dem weißen Bereich am Hinterleib sitzen die Leuchtzellen des Glühkäfers © picture-alliance/dpa
Und jetzt: Ab in die Büsche – schaut, staunt und fühlt euch wie im Märchen …!
Wer unseren Blog verfolgt, weiß schon, dass ich bestimmte Tiere ganz besonders mag: zum Beispiel Mauersegler, Siebenschläfer, Schweine … Und jetzt wisst ihr: Auch Glühwürmchen reißen mich regelrecht ‚vom Hocker‘. Vielleicht geht’s euch auch so?
Viel Glühwürmchen-Information und tolle Fotos gibt es bei der Universität Jena.
In der Schweiz gibt es sogar ein ‚Glühwürmchen-Projekt‘. Dort findet ihr ebenfalls viele Infos rund um die leuchtenden Käfer.
Und wenn ihr uns eure Glühwürmchen-Fotos schickt, veröffentlichen wir sie gerne hier! Schickt sie bitte an: radiowissen@br.de
Der Beitrag Glühwürmchen-Spektakel: Nicht verpassen! erschien zuerst auf Mensch und Tier.